Vorsorge durch Amortisation
Autorin: Corinne Galliker
Oft schwingt bei der Vorsorge auch die Frage der Finanzierung von Wohneigentum mit. Eine langfristige Planung hilft, im Alter trotz Hypothek über genügend Kapital zu verfügen.
Damit man mit einem Eigenheim beruhigt in die Pension starten kann, hilft eine frühzeitige Analyse.
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Bekanntermassen ist es möglich, Vorsorgegelder zur Finanzierung von selbstbewohntem Wohneigentum zu beziehen. Man nennt dies auch einen «WEF-Vorbezug». Oft ist dies die einzige Möglichkeit, um überhaupt an das notwendige Eigenkapital zu gelangen. Trotzdem sollte dieser Schritt gut überlegt werden. Das vorhandene Altersguthaben und somit auch die zukünftige Rente wird dadurch reduziert. Schaut man sich die jüngsten Entwicklungen an, kann dieser Umstand mittelfristig problematisch sein: Langfristige Hypothekarzinsen sind in kurzer Zeit von rund einem auf drei Prozent angestiegen. Familien, die sich in den letzten Jahren ein teures Eigenheim mit einer entsprechend hohen Hypothek gekauft haben, spüren den Zinsanstieg im Budget. Amortisiert man die Hypothek nicht oder nur sehr beschränkt, stellt sich plötzlich die Frage, wie man erreicht, dass im Alter die Wohnkosten in einem gesunden Verhältnis zum Renteneinkommen stehen. Gerade wenn diese aufgrund des Vorbezugs tiefer ausfallen. Für Philipp Baggenstos, Leiter Finanzplanung, Steuern und Berufliche Vorsorge bei der Zuger Kantonalbank, ist darum klar: «Die Hypothekarstrategie muss zur Immobilienstrategie passen.»
Vorsorgegelder müssen zurückbezahlt werden
Auch Steueraspekte dürfen nicht ausgeblendet werden: Zwar wird der Kapitalbezug privilegiert besteuert, jedoch muss ein WEF-Vorbezug zurückbezahlt werden, bevor steuerwirksame Pensionskassen-Einkäufe gemacht werden können. Dies beschränkt in vielen Fällen mögliche Pensionierungsplanungen. Eine Alternative stellt in vielen Situationen eine Verpfändung von Pensionskassenguthaben dar. «Generell ist es unabdingbar, bereits bei einem Kauf zu planen, wie lange man im Objekt bleiben möchte und wie die Hypothek auch im Alter finanzier- und tragbar ist», sagt Baggenstos. Unabhängig davon, ob man Vorsorgeguthaben anzapft oder nicht, stellt sich hierbei auch immer die Frage der Amortisation.
Direkte oder indirekte Amortisation?
Bei der direkten Amortisation zahlt man der finanzierenden Bank jährlich einen gewissen Betrag zurück, so reduziert sich die Hypothek Jahr für Jahr. Bei guter Planung kann man sicherstellen, dass man am Ende des Erwerbslebens nicht plötzlich einen grossen Betrag beschaffen muss, um die Hypothek tragbar zu halten. Der Experte Philipp Baggenstos ist überzeugt, dass eine jährliche Amortisation Sicherheit vermittelt. «Ohne grosse Einbussen können Besitzerinnen und Besitzer von Wohneigentum so ihre Schulden aufs Alter hin verringern.»
Als Alternative kann indirekt amortisiert werden. Hierbei werden Jahr für Jahr Einzahlungen in die Säule 3a gemacht. Dieses Guthaben kann dann zur Amortisation eines Teils der Hypothek verwendet werden. Da die Einzahlungen in die Säule 3a steuerlich abzugsfähig sind, wird ein Teil der Amortisation durch die Steuerersparnis refinanziert, was dieses Modell attraktiv macht, insbesondere dann, wenn man ohne indirekte Amortisation keine oder kleinere Einzahlungen in die Säule 3a machen würde. Aktuell sind für Personen mit einem Pensionskassenanschluss 7056 Franken steuerlich abzugsfähig, für Personen ohne Pensionskassenanschluss 20 Prozent des Nettoerwerbseinkommens, somit maximal 35 280 Franken.
Positive Steuerrendite dank Säule 3a
Auch beim Bezug der Säule 3a zur Finanzierung von selbst genutztem Wohneigentum fällt eine Kapitalauszahlungssteuer an, der Steuersatz ist jedoch reduziert, was insgesamt zu einer positiven Steuerrendite führt. Plant man über eine längere Zeitspanne, ist sicherzustellen, dass die einzelnen Säulen 3a-Guthaben nicht zu hoch werden, sondern dass man bei Erreichen eines gewissen Guthabens beginnt, ein neues Säule 3a-Konto zu eröffnen. Dies aufgrund der progressiven Besteuerung von Kapitalleistungen. Wie hoch Säule-3a-Guthaben werden können, bevor es sich aufdrängt, ein neues Konto zu äufnen, hängt hierbei vom Wohnkanton ab. Aber Vorsicht: Ein WEF-Vorbezug ist auch bei einem Konto Säule 3a nur alle fünf Jahre möglich.
Auf jeden Fall empfiehlt es sich hinsichtlich Pensionierung, Jahr für Jahr einen Betrag dazu zu verwenden, die Hypothekarschulden zu reduzieren. Ob man das mittels direkter Amortisation macht oder über eine indirekte Amortisation, spielt letztendlich nicht mal eine entscheidende Rolle.
Philipp Baggenstos
Leiter Finanzplanung