«Rahmenbedingungen werden anspruchsvoller»
Autor: Harry Ziegler
Krisen haben einen Einfluss auf die Zinssituation. Alex Müller von der Zuger Kantonalbank rät jungen Menschen, die Wohneigentum kaufen möchten, zur Geduld.
Bis das passende Objekt gekauft werden kann, braucht es Geduld und eine gute Planung.
Bild: Getty
Erst kürzlich hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent angehoben. Damit wirkt sie dem nochmals gestiegenen Inflationsdruck entgegen. Es sei nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig würden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten, schreibt die SNB zur Erhöhung des Leitzinses ab dem 24. März.
Alex Müller, Chief Investment Officer der Zuger Kantonalbank, erklärt, wie sich die Erhöhung des Leitzinses auf die Zinsentwicklung auswirkt. «Die Zinsen länger laufender Obligationen bewegen sich im Spannungsfeld der Inflationsentwicklung einerseits und der Konjunkturentwicklung andererseits», erklärt Müller.
«Die ökonomischen Rahmenbedingungen dürften im Jahresverlauf anspruchsvoller werden, was eher für Abwärtsdruck auf die langfristigen Kapitalmarktzinsen spricht», führt der Finanzfachmann aus. «Dieses Verhalten haben wir bereits bei der (vorerst) abgewendeten Bankenkrise beobachtet, bei welcher Investoren schnell einen sicheren Hafen, also Staatsanleihen, gesucht haben, was die Zinsen sinken und damit Preise steigen liess.».
Ukrainekrieg und Pandemie haben Folgen
Der Krieg in der Ukraine sei neben den Spätfolgen der Pandemie, die Lieferengpässe und eine ultralockere Geldpolitik zeitigte, ein wichtiger Einflussfaktor auf die Zinssituation gewesen. «Aufgrund des Krieges stiegen im vergangenen Jahr die Rohstoffpreise stark an, was den Inflationsdruck sowohl in den USA als auch in Europa hochhielt», sagt Alex Müller. Dem schnellen und enorm starken Anstieg der US-Zinsen hätten sich auch die europäischen Märkte und damit die Schweiz, in Erwartungen auf Leitzinserhöhungen, nicht entziehen können. «Das gesamte Zinsniveau wurde dadurch angehoben. Dies zeigt sich auch in den Festhypotheken, die sich nach diesen Kapitalmarktsätzen ausrichten.»
Saronhypothek, eine Festhypothek?
Ob sich eine Saron- oder eine Festhypothek zur Finanzierung von Wohneigentum eignet, ist gemäss Alex Müller «grundsätzlich immer sehr individuell» und hänge auch von der gewünschten Planungssicherheit bei den Zinszahlungen ab. «Wir empfehlen unseren Kundinnen und Kunden in der aktuellen Situation, ihre Hypotheken grundsätzlich zu staffeln und auch längere Laufzeiten beizumischen.» Zur Verdeutlichung: «Der Saron-Zinssatz ist der Schweizer Referenz-Zinssatz, der sich nahe am Leitzins der Schweizerischen Nationalbank SNB bewegt», erklärt der Chief Investment Officer.
«Der Zins für eine Saronhypothek variiert alle drei Monate.» Im Gegensatz zu einer Festhypothek, die eine fixe Laufzeit hat, «in welcher sich der Zins nicht verändert und damit die Planungssicherheit gegeben ist.»
Was rät der Fachmann jungen Menschen, die sich den Traum der eigenen vier Wände gerade jetzt erfüllen möchten? «Einerseits Geduld, andererseits eine gute Planung.» Die Ausgangslage bei den Zinsen habe sich in den letzten Monaten stark verändert. «Mit dem Zinsanstieg und trotzdem anhaltend hohen Immobilienpreisen ist eine genaue Analyse des gewünschten Objekts noch wichtiger geworden», führt Müller aus. «Eine Immobilie zu erwerben, hängt weiter von vielen persönlichen Faktoren ab.» Natürlich müsse man konsequent sparen und langfristig anlegen, um sich den Traum eines Eigenheims irgendwann ermöglichen zu können. Je früher man damit anfange, desto besser. «Es ist zudem sinnvoll, die steuerlichen Vorteile der Säule 3a konsequent zu nutzen und die gesparten Beträge zu investieren», rät Alex Müller.
Alex Müller
Chief Investment Officer