20. Mai 2022
Investieren kann sich lohnen
Marco Morosoli
Immobilieneigentümer fragen sich: Amortisieren oder anlegen? Der Fachmann der Zuger Kantonalbank rät zu einer gesamtheitlichen Betrachtung aller Faktoren.
Sparen und Anlegen kann eine Möglichkeit sein, die Hypothek zu amortisieren.
Bild: Getty
Für den Kauf eines hübschen Hauses in einer Zuger Berggemeinde stehen alle Signale auf Grün. Praktisch mit der Schlüsselübergabe steht die Eigentümerschaft vor einer weiteren Entscheidung: Welche Möglichkeiten gibt es, um die Hypothekarsumme zu reduzieren? Ein Patentrezept steht nicht zur Verfügung. Riccardo Fanconi, er ist Berater Finanzplanung bei der Zuger Kantonalbank, sagt: «Es ist wichtig, dass eine gesamtheitliche Betrachtung der Steuern, Zinsaufwendungen und der Erträge auf dem investierten Kapital gemacht wird.» Rein rechnerisch generiert die indirekte Amortisation die höchsten steuerlichen Abzüge. Aber auch die direkte Amortisation habe ihre Vorteile, so der Experte. Bei dieser Methode der Rückzahlung einer vom Finanzinstitut ausgegebenen Hypothek wirken sich Rückzahlungen schnell aus. Die Eigentümerschaft einer Immobilie profitiert davon, indem ihre Zinslast stetig sinkt. Diese Art der Amortisation führt dazu, dass der Steuerabzug tiefer ausfällt und demgegenüber die Steuerbelastung steigt. Dieser Hebel macht auf den ersten Blick wenig Sinn.
Wer jedoch so argumentiert, der vergisst ein zwingendes Element bei einer fairen Gegenüberstellung von Vor und Nachteilen der direkten respektive der indirekten Amortisation. Riccardo Fanconi von der Zuger Kantonalbank sagt, dass es angezeigt ist, die Investition des in «Frage stehenden Vermögens in die Berechnung einzubeziehen».
Den Steuerfaktor nicht aussen vor lassen
Vielmehr, so der Finanzplanungsexperte, sei neben dem zu bezahlenden Hypothekarzins, der Steuerbelastung auch das investierte Kapital in die Überlegungen miteinzubinden. Diese Trias zeige die Wechselwirkungen zwischen ihnen. Eine der Berechnungsgrösse aussen vor zu lassen, ist deshalb nicht statthaft.
Ebenfalls darf bei einer seriösen Gegenüberstellung der verschiedenen Komponenten der Steuereffekt nicht vergessen werden. Je nach Wohnort variiert die Steuerbelastung, was dem Schweizerischen Föderalismus geschuldet ist. Dieser bringt es mit sich, dass nicht nur Kantone über unterschiedliche Steuersysteme verfügen. Diese Vielfalt setzt sich bei den kleinsten politischen Organisationen – den Gemeinden – nahtlos fort. Aber auch wer sein Geld mehren will, um später die Hypothekarschuld bedienen zu können, muss gewisse Fixpunkte zwingend berücksichtigen.
Der Finanzplanungsexperte der Zuger Kantonalbank spricht aus Erfahrung, wenn er sich zum Thema Anlagegeschäft äussert. Es sei hierbei wichtig, «den Zeitpunkt für die Käufe und die Verkäufe der Anlagen richtig zu erwischen». Der Fachmann der Zuger Kantonalbank rät, bei Eröffnung einer Geldanlage zwecks Rückzahlung einer Hypothek einen standardisierten Ablauf vorzunehmen: «Ein gestaffelter Einstieg ist oftmals vorteilhafter. Mit regelmässigen, beispielsweise monatlichen Investitionen in Wertschriften, etwa in einen Fondssparplan, erreicht man eine Glättung der Schwankungen.»
Anlegen übertrumpft die Amortisation
Gemäss Riccardo Fanconi «spielen persönliche Emotionen beim Anlegen eine wichtige und vielfach negative Rolle». Darum macht er auch beliebt, dass beim Vermögensaufbau, um damit später einmal einen Teil der Hypothekarschulden zu bedienen, der Investitionshorizont bei der Anlagestrategie mitspielt.
Zu einem Anlagehorizont von 15 Jahren sagt er, dieser sei lang. Das ermögliche auch, eine etwas «risikoreichere Strategie» wählen zu können. Es müssten aber selbst bei einer solchen Laufzeit «die Chancen und Risiken gut aufeinander abgestimmt» sein. Wichtig zudem: Das Kapital müsse vorhanden sein, wenn die Fälligkeit der zweiten Hypothek anstehe. Unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren sagt der Zuger Kantonalbank-Experte Riccardo Fanconi: «Unsere Berechnungen zeigen jeweils auf, was für eine Rendite nach Steuern erzielt werden muss, um die Kosten der Hypothek nach Steuern zu schlagen.» So sein Fazit zu den untersuchten Modellen: «Wir sind überzeugt, dass im heutigen Zins und Anlageumfeld, mit einem angemessenen Anlagehorizont, die Chancen einer indirekten Amortisation überwiegen.»
Riccardo Fanconi
Berater Finanzplanung