Wenn die beiden Schwestern Stephanie und Laraina Iten ins Sägemehl steigen, dann nicht als Zuschauerinnen, sondern als aktive Schwingerinnen. Sie sind die einzigen Mädchen im Schwingklub Ägerital – und kämpfen sich mutig durch eine traditionelle Männerdomäne nach oben.
Alles begann vor vier Jahren, als Laraina (12) ihren Cousin Gian-Marco besuchte. Er schwingt im Schwingklub Solothurn, und Laraina durfte an einem Training teilnehmen. Zu Hause war für sie klar: Schwingen will sie. Ihre Mutter fragte beim Schwingklub Ägerital an, ob das möglich sei, und seither ist Laraina mit Leib und Seele dabei. Ihre jüngere Schwester Stephanie (9) folgte kurz darauf, nachdem sie an Larainas erstem Schwingfest in Rothenburg selbst Schwingluft schnuppern durfte. Auch sie war begeistert – und so ist das Schwingen aus dem Leben der beiden nicht mehr wegzudenken.
Training zwischen Tradition und Ehrgeiz
Schwingen erfordert Disziplin und Einsatz. Ihr Ziel für 2025: Noch mehr Zweige nach Hause bringen und sich in der Frauen-Schwingszene etablieren. Dafür trainieren beide zweimal pro Woche – montags im Frauenschwingklub Urschweiz in Goldau und donnerstags mit den Jungschwingern des Schwingclubs Ägerital. Dazu kommen gelegentliche Trainingstage und nationale Kurse des Eidgenössischen Frauenschwingverbands (EFSV). Dass die beiden regelmässig mit Jungs trainieren, spornt sie zusätzlich an.
Stolz, Mut und Ausdauer
Besonders in Erinnerung geblieben ist Laraina ihr Triumph in Palézieux. Dort erkämpfte sie sich den verdienten Festsieg und erhielt als Preis zwei Bündner Strahlenziegen – die sie heute bei sich auf dem elterlichen Bauernhof in Alosen hält. Stephanie, die Jüngere der beiden, ist stolz auf ihre konstanten Leistungen und ihren Abschluss als Jahresbeste in ihrer Kategorie. «Der mentale Aspekt spielt eine wichtige Rolle», erläutert Mutter Daniela Iten. Sei der Trainer an den Wettkämpfen nicht dabei, erhielten sie von ihm mentale Unterstützung per Telefon. Laraina profitiert zudem vom Mentaltraining des Frauenschwingklubs Urschweiz. Stephanie hingegen hat eine Freundin gefunden, mit der sie sich vor entscheidenden Kämpfen zurückzieht, um sich mental zu stärken. Die wichtigste Stütze ist und bleibt aber ihre Mutter Daniela. Sie motiviert, baut auf und gibt Halt, wenn es mal nicht läuft. Oft reicht dann eine Umarmung.
Ein Appell an andere Mädchen
Ihr Rat an zögernde Mädchen, die sich für den Schwingsport interessieren: «Einfach ausprobieren! Wenn es nichts für dich ist, kannst du immer noch aufhören», sagt Laraina. Schwingen sei nicht nur körperlich ein Gewinn, sondern auch für das Selbstvertrauen. Die Freundschaften, die sie durch den Sport geschlossen haben, sind für beide unbezahlbar.

Aufgeben ist keine Option.

Eifach mache … es chunnt wie’s chunnt.
Was sie sich für die Zukunft wünschen
Beide wünschen sich, dass Frauen im Schwingsport die gleiche Anerkennung erhalten wie Männer. Sie trainieren genauso hart und verdienen als Sportlerinnen Respekt. Frauenschwingen soll nicht als Randsportart, sondern als ernsthafte Disziplin wahrgenommen werden. Stephanie und Laraina Iten beweisen, dass Mut, Leidenschaft und Ausdauer Berge versetzen können – und dass Mädchen im Schwingsport mehr sind als nur eine Randerscheinung.