Wann ist man reich?

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Wie viel Geld muss ich auf dem Konto haben, um als «reich» zu gelten? Was sind das für Menschen, die im Wealth Management betreut werden? Und macht Geld wirklich zufrieden? Diese und andere Fragen beantwortet Ralf In-Albon, Head Desk Private Banking. Seit über 20 Jahren betreut er Kundinnen und Kunden, die über ein stattliches Vermögen verfügen.

© Adobe Stock, Nejron Photo

Ralf In-Albon

Ralf In-Albon arbeitet seit 2004 für die ZugerKB. Er leitet als Desk Head Private Banking ein Team von fünf Mitarbeitenden. Er schätzt den persönlichen Kontakt zu seinen Kundinnen und Kunden und steht diesen in allen Lebenslagen zur Seite. Für ihn bedeutet Glück, Zeit mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zu verbringen.

Apropos «stattlich»: Ralf, was heisst das genau?

Welche Personen im Private Banking betreut werden, kann man pauschal nicht sagen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Wir unterscheiden beispielsweise, ob es sich um Vermögen handelt oder um ein hohes Einkommen oder um beides. Mit unserer Beratung bieten wir Mehrwerte für unsere Kundschaft. Je nach Vermögenshöhe und Komplexität der Ansprüche sind Kundinnen und Kunden am besten im Private Banking betreut.

In Zahlen ausgedrückt?

Diese eine Zahl gibt es nicht. Im Private Banking sind vor allem Menschen gut aufgehoben, die zum Beispiel über ein hohes Vermögen oder Einkommen verfügen, die Firmeninhaber sind oder Firmenbeteiligungen halten, die eine grössere Erbschaft in naher Zukunft erwarten oder ihren grösseren Nachlass regeln wollen und so weiter. Und ganz wichtig: Diese Menschen müssen auch das Interesse mitbringen, ihre Finanzen aktiv zu bewirtschaften.

Was heisst das?

Eine Person, die ihr Geld nicht investieren will, braucht nicht zwingend einen Relationship Manager aus dem Private Banking.

Wobei unterstützt du deine Kundinnen und Kunden?

Das ist ganz unterschiedlich. Meistens geht es unserer Kundschaft darum, ihr Vermögen zu sichern und an die nächste Generation zu übertragen. Entsprechend wichtig sind eine vorausschauende Vermögensplanung und Anlagestrategie. Aber es gibt auch Kundinnen und Kunden, die zum Beispiel keine Erben haben und ihr Vermögen einer Stiftung vermachen oder an gemeinnützige Organisationen spenden möchten. Andere sind erst Mitte zwanzig, haben das ganze Leben noch vor sich und entsprechend andere Bedürfnisse.

Junge Menschen investieren eher in Krypto, oder?

In Kryptowährungen investieren Anlegerinnen und Anleger jeden Alters und mit unterschiedlicher Vermögenshöhe. Wichtig bleibt aber immer die Diversifikation des Portfolios. Bei uns können übrigens Interessierte Kryptowährungen kaufen, verkaufen und verwahren.

Was macht Geld mit Menschen?

Es beruhigt. Statistiken belegen, dass reiche Menschen durchaus ein höheres Wohlbefinden haben. Sie sind in der Regel gebildeter, haben gute Jobs, ernähren sich gesünder und leben länger. Das hat vor allem damit zu tun, dass Reichtum den Zugang zu diesen Privilegien ermöglicht. Doch glücklicher sind sie deswegen nicht zwingend. Ich erlebe oft Familienstreitigkeiten – nicht selten geht es dabei ums Geld. Auch sind viele Reiche einsam, weil sie sich zurückziehen. Sie haben Angst vor falschen Freunden, gespielter Zuneigung oder vorgetäuschter Liebe. Aber Glück kann meines Erachtens einfacher erreicht werden, wenn man reich ist, weil die Lücke zwischen dem Erwarteten und dem Erreichten – welches Glück ja bestimmt – schneller geschlossen werden kann.

Wie meinst du das genau?

Mit Geld kann ich mir Dinge leisten, die unter Umständen glücklich machen oder zumindest teilweise zum eigenen Glück beitragen. Reiche Menschen müssen sich keine Sorgen machen, wie sie ihren Kühlschrank füllen oder die nächste Heizkostenabrechnung zahlen. Sie befinden sich auf der Stufe der Selbstverwirklichung der Maslowschen Bedürfnispyramide.

Vermögend sein in drei Worten bedeutet für dich …

Sicherheit, Unabhängigkeit und Vermögen helfen, Lebenskrisen abzusichern.

Welches Erlebnis bleibt dir als Berater für immer im Gedächtnis?

Als ich vor vielen Jahren als Client Advisor bei einer Grossbank arbeitete, hatten wir einen belgischen Kunden. Dieser junge Mann legte keinen sonderlichen Wert auf Äusserlichkeiten, er schlief sogar zeitweise auf der Strasse. Ab und zu kam er vorbei, da er noch ein kleines Depot, das er geerbt hatte, bei uns führte. Meine Kolleginnen und Kollegen schoben mich jeweils vor, wenn er kam; niemand schien sich in seiner Gegenwart richtig wohlzufühlen. Dieser Kunde und ich verstanden uns je länger, je besser – er war eine äusserst interessante Persönlichkeit. Eines Tages kam mein Chef auf mich zu und eröffnete mir, dass er den Kunden ab sofort selbst betreuen werde. Der junge Mann hatte aus einer Familienerbschaft über 400 Millionen Euro erhalten. Damit, so scheint es, wurde er auch für andere interessant. Was ich damit sagen will: Beurteile nie einen Menschen nach seinem Aussehen, seiner Herkunft oder seinem Vermögen.

Zum Abschluss, Ralf: Wann ist man reich?

Reich im finanziellen Sinn ist, wer nicht arbeiten muss. Aber viel wichtiger: Reich ist, wer innere Zufriedenheit erreicht hat.

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Ina Gammerdinger

Ina Gammerdinger

Ina Gammerdinger, Beraterin Kommunikation bei der Zuger Kantonalbank, sorgt dafür, dass wichtige Themen bekannter werden. Im Kampagnen- und Brandmanagement verantwortet sie unter anderem die Themenschwerpunkte «Anlegen» und «Vorsorge». Ihre Kampagnen sollen begeistern und einen Mehrwert für die Bevölkerung im Wirtschaftsraum Zug schaffen. Deswegen bereichert sie mit ihren Tipps regelmässig den #ZugerKBlog.


Kategorien: Geld

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