Menschen führen und tauchen – gibt es Parallelen?
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Sibylle Wunderle liebt den Umgang mit Menschen. Aber nicht nur. Fasziniert ist sie auch von der Unterwasserwelt. Sie sieht bei beiden Welten viele Gemeinsamkeiten – unter anderem auch das Haifischbecken.
Auf Tuchfühlung mit einem neugierigen Longimanus (Weissspitzen-Hochseehai) bis 3,50 m Länge. Leider ist die Art aufgrund der Hochseefischerei stark in ihrem Bestand gefährdet (Bahamas).
Du führst ein Team von 13 Personen. Was ist dein wichtigster Führungsgrundsatz?
Transparenz und eine offene Kommunikation sind für mich wichtige Werte in der Führung. Man sollte genau hinhören können und wahrnehmen, was im Gegenüber vorgeht. Wichtig ist zudem, die Stärken zu stärken und dafür zu sorgen, dass eine Vertrauenskultur entsteht. Unerlässlich sind ausserdem Humor und gegenseitige Wertschätzung.
In einem so grossen Team gibt es sicher mal Spannungen oder Unstimmigkeiten. Wie gehst du dann vor?
Ich darf mit Stolz sagen, dass wir innerhalb unseres Teams wenig Spannungen haben. Dies, weil wir viel für unsere Teambildung tun, wenn wir Zeit dafür haben. Oder uns gezielt dafür Zeit nehmen. Wenn trotzdem mal Spannungen entstehen, ist es mir wichtig, diese zeitnah zu thematisieren. Zuerst sollen die beiden Parteien das Gespräch suchen. Entscheidend dabei: einander zuhören und vielleicht auch mal die Position des Gegenübers einnehmen. Wenn dies nicht gelingt, bin ich immer bereit, als Mediatorin zu fungieren und die beiden Parteien durch ein Gespräch zu führen.
Du führst seit 24 Jahren ein grosses Team. Die Arbeitswelt verändert sich ständig; das gilt auch für die Führung. Haben sich in den letzten Jahren die Anforderungen an Führungskräfte verändert?
Ja, definitiv. Konnte eine Führungskraft vor Jahren eher noch «Befehle» erteilen, sollte eine gute Führungskraft heute die Mitarbeitenden in ihrer Entwicklung begleiten und befähigen. Heute sind viel mehr Feingefühl und Empathie gefragt. Früher hat man Ansagen gemacht, die die Mitarbeitenden dann ausführen sollten, heute sollte die Sinnfrage von Aufträgen geklärt sein und die Ziele miteinander erarbeitet werden. So zieht man zusammen am selben Strick.
In deinem Alltag bist du dauernd um Menschen. Ist das der Grund, dass du in deiner Freizeit abtauchst und Meerestiere beobachtest?
Nein, das ist nicht der Grund, denn auch unter Wasser interagiert man zumindest mit seinem Tauchpartner oder seiner Tauchpartnerin. Angefangen habe ich mit dem Tauchen aus Langeweile in den Ferien. Und was soll ich sagen: Es war Liebe auf den ersten Blick.
Was fasziniert dich am Tauchen besonders?
Es ist die unglaubliche Artenvielfalt, die die Unterwasserwelt zu bieten hat. Nacktschnecken in allen erdenklichen Farben, Seehunde, die uns Taucherinnen und Taucher zum Spielen auffordern. Oder Oktopoden, die Mehrzahl von Oktopus, die ihre Farbe oder auch die Form wechseln, um nicht entdeckt zu werden. Haie, die neugierig an einem vorüberziehen, oder Mantas, die ihre Kreise oberhalb der Taucher ziehen, weil sie anscheinend gerne die Luftblasen der Taucher spüren. Es ist einfach atemberaubend, wie man Teil dieser faszinierenden Welt wird, wenn man sich richtig verhält.
Welchen Rat gibst du jemandem, der mit Tauchen beginnen möchte?
Die Ruhe bewahren, beobachten und geniessen!
Siehst du Parallelen zwischen deiner Führungsfunktion und dem Tauchen?
Ja, absolut. Es gibt äussere Faktoren, die wir nicht beeinflussen können und mit denen wir umzugehen lernen – zum Beispiel die Strömung und das wirtschaftliche Umfeld. Hier heisst es: Beobachten, einschätzen, reagieren. Oder: Man sollte ja mindestens immer zu zweit tauchen gehen, falls mal was passieren sollte. Hier sind auch Teamarbeit, Kommunikation und eine gute Wahrnehmung gefragt. Und manchmal ist es ja auch oberhalb des Wasserspiegels wie in einem Haifischbecken (schmunzelt).
Wohin führt dich deine nächste Reise?
Nach Tansania. Zuerst gehe ich in den Lake-Manyara-Nationalpark und in das Ngorongoro-Schutzgebiet, um die Welt oberhalb des Meeresspiegels zu bewundern. Danach reise ich nach Mafia Island, dort bestaune ich die Unterwasserwelt. In diesem Marinepark sind die Riffe noch intakt. Ich freue mich auf Begegnungen mit Angler- und Tintenfischen, mit dem einen oder anderen Seepferdchen und mit etwas Glück auch mit Mantas oder Walhaien. Am Schluss besuche ich die Insel Sansibar, um Gewürzfarmen und Stone Town zu erkunden.
Denken tut man ja eh, warum dann nicht gleich positiv?
Sibylle Wunderle, Leiterin «Multikanal Service ZugerKB direkt» bei der Zuger Kantonalbank.
Detaillierte Informationen über ihr Aufgabengebiet und die Services, die sie zusammen mit ihrem Team erbringt, finden Sie in unserem Blogbeitrag.