«Ich freue mich auf eine sichere Zukunft.»
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Lino Martschini ist EVZ-Profi, aber auch Ehemann und Vater der kleinen Riley Rose: Wie sorgt ein Profi vor? Für sich, seine Familie und seine Zukunft? Wir haben nachgefragt.
Riley Rose, deine kleine Tochter, wurde letztes Jahr geboren. Denkst du nun anders über deine Zukunft und die deiner Familie nach?
«Auf jeden Fall. Früher habe ich nur an mich und meine Frau denken müssen. Jetzt trage ich auch die Verantwortung für meine Tochter. Ich übernehme diese Verantwortung gern und steuere sie auch finanziell. Für die Zukunft meiner Tochter lege ich zusätzlich Geld zur Seite.»
Was bedeutet für dich Vorsorge?
«Vorsorge ist wichtig, und dennoch wird das Thema oft auf die lange Bank geschoben. Man denkt zwar daran, aber die wenigsten nehmen ihre Vorsorge aktiv in die Hand. Obwohl es eigentlich gar nicht schwierig ist. Heutzutage hat man so viele Möglichkeiten, sich schnell und einfach zu informieren. Ich bin froh, dass mir schon mit 18 Jahren ältere Spieler geraten haben, mich frühzeitig um meine Altersabsicherung zu kümmern. Es wird zwar eine zweite Karriere geben, aber eben nicht mehr als Profi. Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen: Ich habe einen Plan und bin mir auch dieser Verantwortung bewusst. Nämlich meine Familie und mich abzusichern.»
«Ich geniesse schöne Ferien und ein feines Znacht. Aber ich denke auch an morgen.»
Welchen Tipp gibst du jungen Menschen?
«Nimm es in die Hand! Geh zur Bank deines Vertrauens und lass dich beraten. Früh anfangen ist das Wichtigste.»
Du bist noch sehr jung, 27 Jahre alt. Wie bereitest du dich auf die Zeit nach dem Profisport vor?
«Finanziell mache ich die Klassiker. Zum Beispiel zahle ich in die Private Vorsorge ein, die Säule 3a. Mein Finanzberater gibt mir Tipps und zeigt mir alle Möglichkeiten auf. Ich selbst entscheide dann, was ich mache. Privat sorge ich vor, indem ich mich weiterbilde. Im September beende ich die Handelsschule. In welche Richtung ich mich dann entwickle, werden wir noch sehen.»
Du wurdest im Juni wegen Adduktorenproblemen operiert und fällst rund vier Monate aus. Macht dir das Angst?
«Angst nicht, aber es war ein Schock, und ich habe mir Gedanken gemacht. Ich war nie wirklich verletzt, bin immer verschont geblieben. Und dann, zack: Es passiert einfach. Mir ist aber bewusst, dass beim Eishockey immer etwas passieren kann. Darum ist Vorsorge auch wichtig – nicht nur für Profisportler. Ich blicke aber zuversichtlich in die Zukunft, denn ich werde wieder zu hundert Prozent genesen.»
Wie gehst du mit dem Leistungsdruck um? Was gibt dir Kraft?
«Den grössten Druck mache ich mir selbst. Meine Erwartungen an mich sind hoch. Den Druck von aussen blende ich komplett aus, das gelingt mir gut. Ich fokussiere und konzentriere mich auf die Dinge, die ich selbst beeinflussen kann. Als Familienmensch tanke ich Kraft daheim. Auch nach einem schlechten Spiel kann ich zu Hause runterfahren.»
Wie sieht ein typischer Alltagstag bei dir aus?
«Nach dem Zmorge gehts zum Training, neu ins OYM. Ich absolviere eine bis zwei Trainingseinheiten, das dauert je nach Saison bis zu vier Stunden. Wichtig ist auch gutes Essen. Das ist im OYM hervorragend. Meine freie Zeit verbringe ich überwiegend mit meiner Familie, und ich achte auf ausreichend Schlaf. Momentan gehe ich noch einmal die Woche zur Schule – da stehen auch Hausaufgaben und Lernphasen auf dem Programm. Sicherlich treffe ich aber auch Teamkollegen und Freunde. Und dann sind da natürlich noch die Spiele am Abend.»
Mit wem von deinen Mannschaftskollegen kannst du am herzhaftesten lachen und warum?
«Beim EVZ verstehen wir uns alle sehr gut, das ist ein grosser Bonus. Besonders lustig und locker ist es zum Beispiel immer mit Raphael Diaz und Carl Klingberg. Mit beiden treffe ich mich auch privat.»
Wegen Corona wurden die geplanten Playoffs nicht durchgeführt. Wie belastend hast du diese Zeit erlebt?
«Zu Beginn war ich mir der Ausmasse noch gar nicht bewusst. Da dachte ich noch, dass Geisterspiele das Worst-Case-Szenario wären. Ziemlich schnell realisierte ich aber, dass das, was momentan weltweit abgeht, schlimmer ist. Für mich steht die Gesundheit an erster Stelle, erst dann kommt der Sport. Die Zeit zu Hause habe ich positiv genutzt und mich intensiv um meine kleine Tochter gekümmert. Unter anderen Umständen wäre ich nicht so lange und viel zu Hause gewesen. Es ist spannend, ihre Fortschritte live mitzuerleben. Dafür bin ich dankbar. Auch dafür, dass es meinen Lieben gut geht.»
In den letzten Monaten hat sich beim EVZ einiges getan: Trainiert wird neu im modernsten Leistungssportzentrum Europas, dem OYM in Cham. Auch im Bereich der Stadiontechnologie gibt es mit dem neuen Videowürfel, der ab sofort für ein neues Zuschauererlebnis sorgen wird, eine coole Innovation. Für was sorgst du in Zukunft beim EVZ?
«Ich bin nur teilweise verantwortlich für den Erfolg des EVZ – gewinnen können wir nur als Mannschaft. Der Verein macht einen unglaublich tollen Job, wir haben super Fans. Das Umfeld ist also gegeben, um erfolgreich zu sein. Ich will etwas zurückgeben – den Fans und dem Verein –, daran arbeite ich. Das OYM ist da sicherlich auch eine grosse Hilfe. Denn hier finden wir Spieler das Beste unter einem Dach. Dank modernster Technologie können wir so auch das Beste aus uns herausholen.»
«Ich übernehme die Verantwortung gern!» Lino Martschini
Spielerfakten zu Lino Martschini
Der gebürtige Luzerner Lino Martschini (27) wurde im EVZ Nachwuchs ausgebildet und schaffte 2012 als 19-Jähriger den Sprung in die erste Mannschaft. Seither gehört er zu den schnellsten und torgefährlichsten Stürmern beim EVZ und in der National League. Für die Schweizer Nationalmannschaft stand er bereits in 50 Länderspielen und an den Weltmeisterschaften 2016 und 2019 im Einsatz. Mit dem EVZ erreichte er 2017 und 2019 den Playoff-Final und wurde 2019 Cupsieger. Sein Vertrag läuft bis 2023.
Fotos: Felix Klaus, EVZ