Finanzfragen gehören auch in Frauenhände

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Warum es so wichtig ist, dass Frauen ihre finanzielle Situation kennen und ihre Finanzplanung in Angriff nehmen, verrät Barbara Iten, Beraterin Private Banking bei der Zuger Kantonalbank, im Interview.

Barbara, man liest ja viel über Robo-Advisor und künstliche Intelligenz. Braucht es in der Kundenbetreuung noch das Gespräch von Mensch zu Mensch?

Ja, davon bin ich absolut überzeugt. Die digitalen Werkzeuge unterstützen uns bei der täglichen Arbeit. Sie helfen uns beispielsweise, Simulationen durchzuführen oder hilfreiche Auswertungen und Übersichten zu erstellen. Nun ist aber jede Kundensituation anders. Wenn ich also einen Vorschlag für eine Kundin oder einen Kunden erarbeite, beziehe ich immer die gesamte Lebens- und Vermögenssituation sowie die individuellen Ziele und Bedürfnisse ein. Bei dieser Aufgabe stossen Robo-Advisor in der Finanzberatung schnell an ihre Grenzen. Zudem muss ich manchmal eben auch «out of the box» denken. Das können diese Systeme meiner Meinung nach noch zu wenig.

Trotzdem läuft ein grosser Teil unserer Beziehung zur Bank in der Zwischenzeit digital ab. Wann ist der Moment, in dem Kundinnen und Kunden das Gespräch suchen?

Für alltägliche Transaktionen sind die digitalen Kanäle perfekt. Es gibt immer Momente im Leben, wo wir uns Zeit für ein Gespräch nehmen sollten. Ganz typisch dafür sind Situationen, in denen eine finanzielle Veränderung ansteht. Das können Fragen übers Anlegen sein, beispielsweise zur Renditeoptimierung, zum Erreichen eines Sparziels, oder wenn es darum geht, eine Immobilie zu erwerben und eine Hypothek zum Thema wird. Enorm wichtig ist auch das Thema Vorsorge, das frühzeitig in Angriff genommen werden sollte. Besonders für uns Frauen ist es wichtig, dass wir uns dieses Themas annehmen und nichts dem Zufall überlassen. So rate ich allen Frauen – und natürlich auch Männern –, mit dem Erreichen des 50. Lebensjahrs sich Zeit zu nehmen, um sich zusammen mit der Bankberaterin oder dem Bankberater des Vertrauens konkrete Gedanken zur Pensionierungsplanung zu machen. Im Zentrum stehen dabei Fragen zu den Finanzen im Alter, zur Nachfolge oder zum Nachlass.

Wir haben als Titel für dieses Gespräch etwas provokativ «Finanzfragen gehören auch in Frauenhände» gesetzt. Was ist deine Erfahrung mit Frauen und Finanzen?

Männer gehen mit Finanzfragen meist anders um als Frauen. Studien belegen, dass Frauen beispielsweise Anlageentscheidungen etwas bedachter angehen. Sie legen oft mehr Wert auf Sicherheit, haben häufiger einen bedachten Blick in die Zukunft. In meinem Arbeitsalltag erlebe ich, dass, wenn ich zusammen mit meinen Kundinnen die optimale Lösung gefunden habe, sie den Mehrwert schätzen.

Barbara Iten

 

Barbara Iten

Barbara Iten berät in ihrer Funktion als Beraterin Private Banking viele Frauen. Sie verfügt über einen Master of Advanced Studies (MAS) in Private Banking & Wealth Management, ist verheiratet und wohnt seit vielen Jahren in Zug.

Das heisst, Männer sollten die Finanzen den Frauen überlassen?

Das scheint mir nicht die Lösung. Ich bin der Meinung, dass die Finanzen geschlechtsneutral im Zentrum stehen und in einer Beziehung gemeinsam besprochen und entschieden werden sollten. So können zwei unterschiedliche Perspektiven zu besseren Entscheidungen verhelfen.

Welches sind die häufigsten Finanzfragen, mit denen Frauen zu einem Beratungsgespräch kommen?

Die Bedürfnisse unterscheiden sich nicht grundsätzlich von denjenigen der Männer. Vorsorge ist für Frauen jedoch ein sehr wichtiges Thema. Oft fehlen ihnen durch Teilzeitarbeit Beitragsjahre in der AHV. Aber auch die finanzielle Gleichberechtigung bei unverheirateten Paaren mit Kindern oder grundsätzlich die Absicherung in der Paarbeziehung sind in den Beratungen immer wieder Themen, die zur Sprache kommen. Wenn eine Frau mit einem bestimmten Anliegen auf mich zukommt, lege ich Wert auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise und beleuchte damit sämtliche Aspekte. So funktioniert nach meinem Verständnis eine starke Partnerschaft.

Ob Kundin oder Kunde: Worauf legst du in der Beratung den Fokus?

Mir ist es wichtig, die verschiedenen Lebenssituationen, die individuellen Bedürfnisse und die Wünsche und Träume meiner Kundschaft zu kennen. So können massgeschneiderte Lösungen erarbeitet werden, die nicht nur auf die momentane Situation passen, sondern auch zukunftsgerichtet sind. Deshalb freut es mich, wenn ich Kundinnen und Kunden über längere Zeit begleiten darf. Auch freue ich mich immer sehr über Weiterempfehlungen.

Barbara Itens fünf wichtigste Tipps an Frauen zum Thema Finanzplanung:

  • Lassen Sie Ihr Geld nicht einfach auf dem Konto liegen.
  • Lernen Sie sich als Anlegerin besser kennen, und ermitteln Sie über eine Anlageanalyse Ihr persönliches Risikoprofil.
  • Investieren Sie entsprechend Ihrem Risikoprofil schrittweise und regelmässig.
  • Erstellen Sie einen persönlichen Finanzplan.
  • Denken Sie frühzeitig über Ihre Altersvorsorge nach, und treffen Sie die entsprechenden Vorkehrungen.
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Ina Gammerdinger

Ina Gammerdinger

Ina Gammerdinger, Beraterin Kommunikation bei der Zuger Kantonalbank, sorgt dafür, dass wichtige Themen bekannter werden. Im Kampagnen- und Brandmanagement verantwortet sie unter anderem die Themenschwerpunkte «Anlegen» und «Vorsorge». Ihre Kampagnen sollen begeistern und einen Mehrwert für die Bevölkerung im Wirtschaftsraum Zug schaffen. Deswegen bereichert sie mit ihren Tipps regelmässig den #ZugerKBlog.


Kategorien: Geld

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