Die Hitparade der absurdesten Steuern der Geschichte
, 3 Minuten
Nur zwei Sachen im Leben sind uns sicher: der Tod und die Steuer. Die Tragikomik dieses Zitats von Benjamin Franklin liegt in seiner Wahrheit, denn Steuern verfolgen uns bei jedem Schritt wie ein Schatten. Die Beine der Steuerpflichtigen sind zu kurz, um der langen Hand des Fiskus zu entfliehen. Die Beziehung zwischen dem Staat und dem Steuerzahler erinnert oft an ein Katz-und-Maus-Spiel: Der Staat kann nämlich äusserst kreativ sein – zumindest, wenn es darum geht, neue Geldquellen aufzutreiben. Lassen Sie uns einen Blick auf den Einfallsreichtum der politischen Entscheidungsträger werfen, wie die Staatskassen kreativ zu füllen sind.
© Adobe Stock, Mannaggia
Kuriose Steuern – historischer Rückblick
Geld ist immer gut, egal, woher es kommt. Das dachte auch der römische Kaiser Vespasian, als er die Steuer auf Urin von öffentlichen Toiletten einführte*. Urin galt nämlich damals aufgrund seines Ammoniakgehalts als Luxusware, und das Urin-Business in Rom lief prächtig. Dieser wertvolle Stoff war eine nachgefragte Zutat für eine Reihe chemischer Prozesse, vor allem bei der Wäschereinigung – aber auch zum Aufhellen der Zähne. Wie kurios diese Steuer auch klingt: Urin war ein gutes Steuersubstrat, und dem Kaiser ist es tatsächlich gelungen, mit seiner Finanzpolitik den maroden römischen Haushalt zu sanieren.
Wie kann man ein Land modernisieren und dabei die Staatskasse füllen? Der russische Zar Peter I wusste es: Der Bart muss weg. Das Tragen eines Bartes fand der Zar nämlich so unzeitgemäss und rückschrittlich, dass er Ende des 17. Jahrhunderts eine Bartsteuer einführte. Männer, die sich von ihrem Gesichtsschmuck nicht verabschieden wollten, wurden entsprechend zur Kasse gebeten. Dabei war die Steuer progressiv angelegt: Während ein kleiner Bauer zwei Kopeken zahlte, kam einem Kaufmann sein Bart mit 100 Rubel viel teurer zu stehen. Zum Glück konnten die Männer ihre Steuerbelastung mit einem Rasiermesser einfach optimieren.
Der Einfallsreichtum der Politiker kennt keine Grenzen. So wurden zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Preussen unverheiratete Frauen zwischen 20 und 40 Jahren mit 2 Groschen Jungfernsteuer im Monat zur Kasse gebeten. Die armen unverheirateten Damen wurden also doppelt bestraft: Kein Kerl an ihrer Seite und kein Geld in der Tasche.
Die im Jahr 1696 in England eingeführte Fenstersteuer veranschaulicht deutlich, wie Steueroptimierung sogar die Architektur prägen kann. Eine Einkommensteuer war damals politisch unmöglich durchzusetzen, und das Vermögen war schwer zu ermitteln. Eine Fenstersteuer hatte dagegen klare Vorteile: Die Bemessungsgrundlage ist konstant und einfach zu messen, da die Anzahl Fenster eines Hauses für die Steuerbelastung ausschlaggebend war. Angenommen, es besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Vermögen und der Anzahl Fenster eines Hauses, wurde mit dieser Steuer auch dem Prinzip der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Rechnung getragen. Lieber auf Luft und Licht verzichten, um weniger Steuern zu zahlen – so wurde mit möglichst wenig Fenstern gebaut, und bestehende Fenster wurden oft zugemauert. Die Steuerzahler haben so den Fiskus wohl wieder mattgesetzt.
Über die ulkigen historischen Steuern kann man schmunzeln. Wenn es aber darum geht, Steuern zahlen zu müssen, ist es mit dem Humor schnell vorbei.
* Die öffentlichen Toiletten haben das Urin gesammelt (oder mit einem speziellen Kanalisationssystem in Sammelstellen weitergeleitet). Dort konnte man dann den Urin erwerben, um es für die Herstellung von Zahnpasten oder Putzmittel zu verwenden.
Die Steuer auf dem Urin wurde von den Käufern (Urin-Abnehmern) bezahlt.