Strategie #gemeinsamvorwärts 2025
Hanspeter Rhyner, CEO, spricht im Interview über die wichtigsten Meilensteine im Geschäftsjahr 2023 und verrät, welche Massnahmen die Zuger Kantonalbank im Bereich Nachhaltigkeit bereits umgesetzt hat. Weitere Themen sind der Fachkräftemangel und die Verankerung der Zuger Kantonalbank in der Wirtschaftsregion Zug. Zum Schluss macht er einen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024.
Hanspeter Rhyner, CEO, im Gespräch mit Tobias Fries, Leiter Kommunikation, im Park-Tower in der Stadt Zug
Interview
Der nachfolgende Text ist ein Transkript des Videos, das im Februar 2024 aufgezeichnet wurde.
Hanspeter, die Zuger Kantonalbank hat 2023 einen Rekordgewinn von 124,8 Millionen Franken erwirtschaftet. Wie ordnest du das sehr gute Ergebnis ein?
Es ist wirklich ein hervorragendes Ergebnis, das wir erzielt haben. Wir konnten den Reingewinn gegenüber dem Vorjahr um 28,4 Prozent steigern. Das ist sehr eindrücklich, und ich bin begeistert, wie unsere Mitarbeitenden dieses Jahr gearbeitet haben. Viel Flexibilität war nötig. Einmal mehr fokussierten wir uns auf die Interessen und Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden. Das hat zu diesen ausgezeichneten Zahlen geführt.
Und was freut dich an diesen Zahlen besonders?
Besonders erfreulich ist die Entwicklung der Kundenzahlen. Wir haben uns auch dieses Jahr wieder auf unsere Kundinnen und Kunden fokussiert. So konnten wir bestehende Beziehungen ausbauen, aber auch ganz viele neue Kundenbeziehungen aufbauen. Das hat dazu geführt, dass wir sehr viele Kundengelder zu uns holen konnten. Unsere Werte – Vertrauen, Stabilität und tiefe Verankerung in der Region – erfreuen sich grosser Beliebtheit. Darum konnten wir uns auch im Kreditgeschäft sehr gut entwickeln, wie auch in den Depotvermögen, wo wir ebenfalls einen erfreulichen Zuwachs verzeichnen konnten.
Beschäftigt hat uns auch die Zinswende. Inwiefern haben die Kundinnen und Kunden der Zuger Kantonalbank davon profitieren können?
Wir waren und sind wahrscheinlich diejenige Bank, die Zinsen mitunter am schnellsten weitergegeben hat, sobald die Nationalbank jeweils die Zinsen erhöht hatte. Wir haben sogar einmal die Zinsen erhöht, obwohl die Nationalbank den Leitzins unverändert gelassen hat. Das hat dazu geführt, dass wir sehr viele Kundengelder zu uns ins Haus holen konnten. Das ist eine sehr gute Unterstützung für unser Hauptgeschäft, das Zinsdifferenzgeschäft, und hat zu einem hervorragenden Bruttoerfolg geführt, der 33,9 Prozent höher ist als im Vorjahr. Das ist eindrücklich. Es hat ganz viel zusammengepasst. Und unsere Mitarbeitenden haben das ganze Jahr Vollgas gegeben und ausgezeichnet zusammengearbeitet.
2023 war auch ein sehr bewegendes Jahr. Es ist viel gelaufen, geopolitisch, aber auch auf dem Finanzplatz Schweiz. Wir haben bei der Zuger Kantonalbank vieles erreicht. Was waren die wichtigsten Meilensteine?
Einer der wichtigsten Meilensteine in der Strategieumsetzung ist, dass wir einen neuen Desk für Entrepreneurs & Executives geschaffen haben. Wir konnten ihn mit neuen Kolleginnen und Kollegen hervorragend besetzen oder «staffen», wie man auf Neudeutsch sagt. Dann haben wir diesen neuen Desk mit der Unternehmerbank verbunden, damit wir uns so noch fokussierter um die Interessen und Bedürfnisse der Unternehmerinnen und Unternehmer kümmern können. Zudem haben wir die Modernisierung sämtlicher Geschäftsstellen abgeschlossen, auch das ist ein Meilenstein. Damit zeigen wir: Es ist uns ernst, dass wir digital und persönlich mit unseren Kundinnen und Kunden in Kontakt sein möchten. Die Kundschaft kann wählen, welchen Kanal sie für welches Bedürfnis beanspruchen möchte. Sehr erfolgreich war auch die Lancierung unseres Krypto-Angebots im Oktober. Es ist besonders schön, wenn es sich zeigt, dass unsere Kultur Kreativität und Innovationsgeist fördert und darin mündet, dass wir als erste Kantonalbank ein solches Angebot lancieren konnten.
Wieso hat man beschlossen, gerade jetzt auf den Krypto-Zug aufzuspringen?
Wenn man im Crypto Valley zu Hause ist, da arbeitet und als Bank da beheimatet ist, dann kommt man immer wieder in Kontakt mit diesem Thema und baut in diesen Kreisen ein Netzwerk auf. Einerseits geht es darum, herauszufinden, was überhaupt möglich ist, was man machen und anbieten kann. Dem gegenüber steht das Bedürfnis der Kundschaft. In vielen Gesprächen mit Kundinnen und Kunden habe ich festgestellt, dass auch sie sehr interessiert sind und bei der Anlage des Vermögens einen gewissen Prozentsatz im tiefen einstelligen Bereich in Digital Assets investieren möchten. Sei es, um Erfahrungen zu sammeln oder auch, um eine Beimischung in der Vermögensanlage zu haben.
Wie viele andere Branchen befindet sich auch die Finanzindustrie in einem starken Wandel: neue Wettbewerber, neue Technologien, neue Kundenbedürfnisse. Wie wichtig ist vor diesem Hintergrund das Thema Innovation und Transformation?
Das ist ein sehr wichtiges Thema. Es geht einerseits darum, die herkömmlichen Geschäfte seriös zu betreiben und auch immer wieder zu optimieren. Und alle Möglichkeiten zu nutzen, die die Digitalisierung bietet, damit die Kundenberaterinnen und -berater von repetitiven Aufgaben entlastet werden. Sei es durch Data Analytics oder künstliche Intelligenz, die wir auch schon am Testen sind. So können sich die Beratenden noch mehr auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden fokussieren. Andererseits geht es auch darum, nach vorne zu schauen und zu überlegen, welche neuen Ideen und Trends entstehen, damit wir entsprechende Innovationen entwickeln können. So wie beim Konto fix., das nun von einer grösseren Bank kopiert wurde. Damit haben wir unter Beweis gestellt, dass Innovationen auch für eine Bank wie unsere möglich sind und sichtbare Ergebnisse bringen.
Die erste Hälfte unserer Strategie #gemeinsamvorwärts 2025 ist bereits vorbei. Wie sind wir auf Kurs?
Wir sind sehr gut auf Kurs. Wir haben unsere Organisation auf den Start der Strategieperiode per 1. Januar 2022 angepasst. Es zeigt sich jetzt, dass wir mit dieser neuen Organisation tatsächlich an Schlagkraft und Umsetzungsgeschwindigkeit gewonnen haben. Alle strategischen Initiativen, die wir uns vorgenommen haben, sind in der Entwicklung. Ganz viele Themen, die ich bereits erwähnt habe, kommen aus diesen Initiativen. Zusätzlich beschäftigen wir uns mit zwei grossen Basisthemen. Zum einen ist das «Kultur und Personal». Hier geht es beispielsweise im Bereich der Personalentwicklung und -ausbildung darum, unseren Mitarbeitenden mehr Möglichkeiten zu bieten. Zum anderen schenken wir dem Thema «Nachhaltigkeit» sehr viel Aufmerksamkeit.
Nachhaltigkeit ist ein gutes Stichwort. Wir haben unsere Fonds auf ESG-Kriterien umgestellt. Wie kam es zu diesem Schritt?
Wir sind überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht dazu da ist, es einfach an die Fassade zu schreiben oder ein Lippenbekenntnis zu machen. Ganz im Gegenteil: Wir sind überzeugt, dass eine nachhaltige und erfolgreiche Unternehmensentwicklung davon abhängt, ob man dieses Thema wirklich anpackt und Massnahmen umsetzt. Wir haben dafür bereits viel getan. Eine Massnahme ist eben die Umstellung unserer Fonds auf ESG-Kriterien. Wir haben aber auch unseren Fussabdruck gemessen. Wir schauen, wo wir den Absenkungspfad definieren können, um auch die Klimaziele 2030 als Zuger Kantonalbank erreichen zu können. In der Beratung fragen wir unsere Kundinnen und Kunden, wie sie zum Thema Nachhaltigkeit stehen, um nach ihrem Bedürfnis und mit ihnen zusammen die Anlagestrategie umsetzen zu können.
Unser Gespräch findet heute im 25. Stockwerk des Park-Tower statt. Ein ikonisches Gebäude in Zug. Man überblickt hier praktisch unser gesamtes Marktgebiet. Wie wichtig ist der Zuger Kantonalbank die Region Zug? Was machen wir, wie engagieren wir uns gesellschaftlich?
Als hier in Zug tief verankertes Unternehmen sind wir an einer guten Entwicklung der Wirtschaft sehr interessiert und wollen auch einen Beitrag leisten, dass die Wirtschaft beste Voraussetzungen hat. Da gehören einerseits unsere Kerndienstleistungen wie Finanzierungen und der Zahlungsverkehr dazu. Andererseits fühlen wir uns aber auch mitverantwortlich, dass der Lebensraum Zug attraktiv bleibt. Es ist herrlich und wunderschön, hier zu leben. Deshalb unterstützen wir die Bereiche Kultur, Sport und auch Soziales. Mit unserem Vergabungsprogramm verteilen wir jedes Jahr fast eine Million Franken an viele Vereine und Institutionen aus der Region Zug. Und wir engagieren uns im Sponsoring. Da drücken wir im Moment herzhaft dem EVZ die Daumen, dass es in den Playoffs gut läuft.
Mit der sich verändernden Demografie wird es immer schwieriger, gute Fachkräfte zu finden. Das gilt auch für die Finanzindustrie. Was machen wir bei der Zuger Kantonalbank, um die besten Talente nach Zug zu locken?
Wir wollen eine attraktive Arbeitgeberin sein. Das ist schnell gesagt, aber wie können wir das konkret erreichen? Wir wollen bei der Arbeit Sinnhaftigkeit bieten, damit man Freude hat, bei uns zu arbeiten, damit man zusammen Spass, aber auch Lust auf Leistung hat. Und auch gemeinsam erreichte Erfolge miteinander feiert. Nebst den Rahmenbedingungen, die zu einer Anstellung gehören, ist dies meiner Meinung nach der Schlüssel, um auch junge Talente zu uns zu holen. Wir investieren viel in die Aus- und Weiterbildung. Wir haben Laufbahn- und Funktionsmodelle eingeführt. Das sind alles Voraussetzungen, um eine attraktive Arbeitgeberin zu sein. Für neue Mitarbeitende, aber auch für unsere bestehenden Mitarbeitenden, die wir natürlich behalten und entwickeln möchten, um gemeinsam weiterzukommen.
Zum Schluss schauen wir noch kurz in die Zukunft. Wie schätzt du das aktuelle Geschäftsjahr ein? Worauf müssen wir uns konzentrieren?
Unser Ausblick ist eher zurückhaltend. Bezüglich der Entwicklung der Aktienmärkte sind wir recht optimistisch; es gibt einige Voraussetzungen, die dafür erfüllt sein müssen. Im Zinsengeschäft, das nach wie vor unser Hauptgeschäft und unsere Haupteinnahmequelle ist, gehen wir davon aus, dass der Wettbewerb anspruchsvoller wird. Es dürfte also schwierig werden, das Rekordergebnis erneut zu erreichen. Deshalb rechnen wir damit, dass Ende Jahr das Ergebnis etwas tiefer liegen wird als 2023.
Vielen Dank für deine Einschätzung und merci für dieses spannende Gespräch.
Danke.